Von Dr. Herbert Henning
Magdeburg. Premierenjubel gab. es für das "Don Quixote"-Ballett am Theater der Landeshauptstadt.
Schon während der Aufführung hatte As immer wieder mit Bravorufen gemischten, heftigen Beifall gegeben.
Nach der Aufführung brach ein Beifallssturm los, der 15 Minuten lang Solisten, Corps de balet und
Ballettdirektorin Irene
Schneider auf die Bühne forderte. Deren opulente Inszenierung des Ballettklassikers
"Don Quixote" von Ludwig Minkus beweist, dass eine "Hundertjährige" immer noch begeistern kann.
100 Jahre ist die berühmte Choreografie von Alexander Gorski alt, die der Russe für das Moskauer
Bolschoi-Theater nach dem Original von Marius Petipa schuf. Diese Ballett-Fassung nach Motiven des
Romans "Don Quixote" von Miguel da Cervantes erlangte Weltruhm. Dass sich Ballettdirektorin Irene Schneider
für diese Originalchoreografie entschied, ist auch ein großer Vertrauensbeweis in die Leistungsfähigkeit ihrer
Compagnie. Und mit Ballettmeister Dmitrij Peregudov hatte sie für die Einstudierung der technisch
anspruchsvollen Original-Choreografie die besten Voraussetzungen für diese tänzerische Herausforderung.
Das umjubelte Ergebnis ist ein mitreissendes, farbenprächtiges Ballett-Theater, das frisch, temperamentvoll
und witzig die Episoden aus dem Leben des "Ritters von der traurigen Gestalt" erzählt. Dabei gelingt Irene
Schneider eine subtile Bearbeitung des Originals, eine Konzentration der turbulenten Handlung auf die
Hauptfiguren des Ritters mit seinem schelmischen, treuen Knappen Sancho Pansa und dem um ihre Liebe mit
allen Mitteln ringenden Paar Kitri und Basilio. .
Heiterkeit durch Slapstick und Pantomime
Der Rahmen für die ausladenden spanischen Tänze mit Fächer und Tambourin, für die effektvollen Auftritte
der Toreros, für die rasanten tänzerischen Eskapaden der Zigeuner, dem burlesken Tanz der Schmuggler
(Alfredo Mena, Paul Zeplichal, Michael Blaszyk) und natürlich für die zauberhaften tänzerischen
Traumvisionen des Don Quixote wird im Stil des klassischen Balet blanc überschaubarer. Natürlich kommen
in dieser Inszenierung die berühmten Pas de deuxs von Kitri und Basilio besonders eindrucksvoll zur
Geltung. Die Musik von Ludwig Minkus in der temperamentvollen und temporeichen musikalischen Ausformung
von Yuko Amanuma und der Magdeburgischen Philharmonie vermittelt spanisches Kolorit. Die farbenprächtigen
Bühnenbilder von Eberhard Matthies erinnern in ihrer flirrenden Farbigkeit an berühmte spanische Maler von
Velasquez bis' Bajo, und die aufwändigen, farblich fein nuancierten Kostüme von Stefan Stanisic sind ein
"Fest" für das Auge.
Die Ballettcompagnie entfesselt dann auch von der ersten Minute an ,ein wahres Tanzfeuerwerk. Irene Schneider
machte auch mit den Mitteln der Ballettpantomime und des Slapstick sehr humorvoll die Geschichte erlebbar.
Vor allem in den Figuren des Vaters Lorenzo (Bernhard Burda), der die Heirat von Kitri unbedingt verhindern
will, und des eitlen Gecken Camacho, den Dmitrij Poliakov hinreißend spielt und tanzt, wird dies deutlich.
Aber auch in der Art und Weise, wie Don Quixote (Frank Richter) auf hohem ROSS in Ritterrüstung und
lanzenbewehrt er scheint und mit kindlichem Staunen als Ritter die Welt wahrnimmt und in jeder Frau
seine Dulcinea sieht, zeigt sich die Qualität dieser lebendig frischen Inszenierung. Konstantin Osin als
Basilio und Natalja Krylova als Kitri reißen immer wieder durch ihr tänzerisches Können, gepaart mit
ansteckender Fröhlichkeit zu Beifallsstürmen hin. Makellos die hohen Sprünge, die rasant gedrehten Pirouetten
Konstantin Osin erinnert tänzerisch immer mehr an das russische Ballett-Idol Mikhail Baryshnikov.
Auch Natalja Krylova meistert bravorös bis zu den finalen 32 gedrehten Fouettes im Grand
Pas de deux die
Herausforderungen der äußerst anspruchsvollen Rolle der Kitri. Temperamentvoll und mit tänzerischer Eleganz
agierten Giséle Santoro als Mercedes mit Dmitrij Chliaktenkov als Torero Espada, Tomomi Sakaguchi und Inga
Jasawin als Freundinnen der Kitri und Dryaden sowie Aleksander Sementshoukov und Yolanda Pena Nogales als
Zigeunerpaar. Und immer mittendrin: Sancho Pansa als "Retter in der Not". Dmitrij Peregudov, der diese
Rolle am Bolschoi-Theater viele Male tanzte, wurde zurecht als Publikumsliebling gefeiert.
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