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Herzog Blaubarts Burg

Die Handlung

Judith hat ihre Familie und ihren Verlobten verlassen, um Herzog Blaubart auf seine finstere Burg zu folgen, die sie mit ihrer Liebe zu ihm erhellen will. Sie erbittet von Blaubart die Schlüssel zu sieben geheimnisvollen, verschlossenen Türen in der Wand des großen Saales. Zögernd reicht ihr der Herzog den ersten Schlüssel. Der entsetzten Judith bietet sich das Bild einer blutigen Folterkammer: es sind die Qualen von Blaubarts Herz, die sie sieht. Hinter der zweiten Tür befindet sich eine Waffenkammer, die das Rüstzeug des Mannes für den täglichen Kampf des Lebens enthält. Mit jeder geöffneten Tür wird es jedoch heller in Blaubarts Burg. Nun ist auch der Herzog überzeugt, dass das Öffnen seines Innersten ihm gut tut: „Kühl und süß ist’s, wenn die off‘nen Wunden bluten.“ Er fordert Judith auf, drei weitere Türen zu öffnen. Sie findet eine goldglänzende Schatzkammer, einen prächtigen Garten und hinter der fünften Tür einen Ausblick auf die weiten Lande Blaubarts. Aber überall sieht Judith blutiges Rot, sogar auf den Wolken des Himmels. Nichts kann der Mensch erringen, ohne zu verletzen. Sie beginnt zu zweifeln und entwindet sich der Umarmung Blaubarts, der ihr sein Innerstes offenbart hat und sie nun vor dem Öffnen der letzten Türen warnt. Nun scheint glückliche Liebe möglich, aber Judith kann ihre Neugier, die jetzt stärker ist als ihre Liebe zu Blaubart, nicht zügeln, obwohl er ihr ankündigt, dass seine Burg nicht weiter aufgehellt werden könne. Judiths Liebe wandelt sich in Kühle und Misstrauen, und gebieterisch fordert sie die letzten Schlüssel. Beim Öffnen der sechsten Tür beginnt die Burg, sich wieder zu verdunkeln: Judith entdeckt einen Tränensee, die geheimen Schmerzen des Lebens, und spürt die Einsamkeit Blaubarts. Traurig schmiegt sie sich an ihn. Sie ahnt, was sich hinter der letzten Tür verbirgt. Dennoch öffnet sie. So entdeckt sie auf der Suche nach den seelischen Abgründe des Mannes die drei früheren Frauen des Herzogs. Sie sind Symbole für die drei Tageszeiten. Blaubart legt Judith den Schmuck der Nacht an und sie schließt sich in dem Zug ihrer Vorgängerinnen an. Blaubarts Burg ist wieder dunkel und er bleibt so allein zurück, wie er zuvor war.
(Zitat aus dem Programmheft zum Stück Text Holger Schmitt)

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