-
Credo / die Handlung
+

Diesem Ballettabend liegt keine geschlossene Handlung zugrunde. Auch über die einzelnen Stücke möchte ich nicht einfach sagen, sie handeln von etwas. Viel mehr hatte ich den Eindruck, die Stücke vermitteln eine Philosophie, ein Gefühl und ein Bekenntnis. Der Titel des Abends, "Credo", bestärkt diesen Eindruck.

Das Programmheft liefert Interpretationsansätze. Ob man diesen Ansätzen folgt, oder ob man eigene Interpretationen findet, liegt in der Phantasie des Zuschauers. Ich möchte hier eine Beschreibung versuchen.

In Terra Nostra (unsere Erde) gestalten 6 Paare den Kampf der Gegensätze. Ein Paar in Rot, ein Paar in Gelb und ein Paar in Blau, drei Paare in uniformen Schwarz. Ein erdfarbenes geschwungenes und wohl von etlichen natürlichen und inteligenten Gewalten in Mitleidenschaft gezogenes Band schneidet den himmelfarbenen Hintergrund in zwei ungleiche Stücke. Die Farben beginnen in weiblichen Formen und Bewegungen und werden dann von den männlichen Formen und Bewegungen verstärkt, bis die schwarzen Farben über sie hereinbrechen. Es beginnt ein Kampf und die Farben scheinen zu schwinden. Doch nicht endgültig. Irgendwie erscheinen die Farben wieder, schaffen es, sich mit dem Schwarz in Harmonie zu bewegen. Am Schluß bleiben die Farben übrig und das Stück endet im Anfang, was sowohl ein Happy End als auch eine bevorstehende Wiederholung (der Geschichte) als Interpretation zulässt.
Bei der Vorstellung erzählte der Choreograf eine Geschichte von der Entdeckung/Eroberung der neuen Welt durch die alte Welt und meinte damit die Kontinente Amerika und Europa. Aber ich habe für mich den Farben die Bedeutung der menschlichen Phantasie und dem Schwarz die Bedeutung des beruflichen Altags gegeben.

Cantus Perpetuus (der ewige Gesang) ist für mich gefühlte Musik. Ich habe den Eindruck, Tänzer/innen und Musik verschmelzen. Formt die Musik die Körper der Tänzer/Innen oder formen die Tänzer/Innen mit ihren Bewegungen die Musik? Rational kann ich diese Frage beantworten aber emotional möchte ich sie offen lassen. Wenn im Programmheft das Interview mit Galguera als Überschrift "Das Ohr wird zum Auge" trägt, dann fällt mir zu diesem Stück der Satzes ein: "mit den Augen hören".

Brahms: 2.Sinfonie ist das Bekenntniss Galgueras zur Klassik mit ihren strengen Formen und dem Zwang zur Disziplin. Er nimmt das gesammte Ensemble (18 Tänzer/Innen) und zeigt es in klassischen Figuren. Dabei verlangt er von seinen Kollegen Synchronität. Mal die Synchronität des Ensembles, mal die Synchronität der Reihen oder die Synchronität der Paare. Ein festes Solopaar führt uns zu den Höhepunkten der Musik oder wird von der Musik zu den tänzerischen Höhepunkten geleitet. Unterbrochen wird diese strenge Form des Tanzes im dritten Satz. Hier, so scheint mir, nutzt Galguera die Musik, um in einer lustigen Episode aus der Schulzeit zu plaudern.

Credo zeigt uns, woran Galguera glaubt. Als Tänzer, als Choreograf, als Mensch. Mit diesem Abend stellt er sich dem Magdeburger Publikum vor. Eine gelungene Vorstellung, wie ich meine.

fotofrank-md

-
www.magdeburgballett.de
Credo Seite 4
+
Impressum home in frame