Schumanns Biographie
08.Juni 1810 Zwickau - 29.Juli 1856 Endenich
Der sächsische Komponist gehört jener unglücklichen Generation
deutscher Romantiker an, die sich an der Schwelle des technischen Zeitalters
selber verzehrte. Er starb in der Psychiatrie, nachdem er einige Jahre vorher
vergeblich den Freitod im Rhein gesucht hatte. Sein Vater, ein Buchhändler,
Verleger und Schriftsteller, der an Überarbeitung starb, hatte ihm neben
einer starken literarischen Begabung auch ein schwaches Nervensystem
vererbt. Robert Schumann erhielt Klavierunterricht und eine
Privatschulbildung. Die ergänzte er, indem er so viel wie möglich aus Vaters
Buchladen las. wärend schon als Siebenjähriger komponierte, glaubte er
später oft, dass seine Liebe zur Dichtkunst stärker sei als die Neigung zur
Musik. Schon früh wies Schumann zwei auffällige Charakterzüge auf:
Einerseits war er aufgeschlossen und gesellig und verwandte viel Energie auf
das Sammeln neuer Erfahrungen, andererseits aber entwickelte er eine glühende
Leidenschaft zur Literatur der Klassik und zu den Romantikern E.T.A.Hoffmann
und Jean Paul, die seine eigenen dichterischen Anlagen beeinflussten und ihm
zu einem empfindsamen in sich gekehrten Denker machten. Er entwickelte einen
Hang zu bedeutungsvoller Heimlichkeit, den er unter anderem in der Erfindung
zahlreicher Pseudonyme und mit der Verarbeitung verschlüsselter Botschaften
in seiner Musik auslebte. Schon 1831 begannen seine beiden Pseudonyme (Florestan,
der leidenschaftliche Held, und Eusebius, der empfindsame Introvertierte) eine
Unterhaltung in Schumanns umfangreichen Tagebüchern.
In Leipzig, wo er Jura studierte, begeisterte ihn Clara Wieck. Unter dem
Eindruck ihrer Kunst entschloss er sich, Klaviervirtuose zu werden;
Übertreibung beim Üben verdarb ihm aber den vierten Finger für immer. In
der von ihm gegründeten und geleiteten einflussreichen "Neuen
Zeitschrift für Musik" trat er für die damalige Moderne ein, die von
Chopin und Berlioz geführt wurde, ebenso förderte der Brahms. Durch seine
theoretischen und kritischen Schriften war Schumann zu Lebzeiten bekannter als
durch seine Kompositionen. Zum Freundeskreis, der die Zeitschrift herausgab,
gehörte u.a. der Pianist Schnucke und der Klavierlehrer Friedrich Wieck. Der
Kreis traf sich häufig im Hause des Lehrers. Als dessen Tochter, das
musikalische Wunderkind Clara, heranwuchs, löste Schumann seine Verlobung mit
Ernestine von Fricken, denn Clara suchte seine Gesellschaft genauso sehr wie
er die ihre. Im Jahr 1840 wurde Schumann Ehrendoktor der Universität Jena. Im
gleiche Jahr konnte er - nach jahrelangen Kämpfen mit ihrem Vater - Clara
heiraten. Im neuen Glück entstanden seine großen Liederzyklen nach Heine und
Eichendorff, ferner sein vielleicht bestes Werk, das Klavierkonzert in a-Moll
op. 54 und das berühmte Cellokonzert in der selben Tonart.
1843 durch Mendelson Bartholdy an das Leipziger Konservatorium berufen, ging
Schumann ein Jahr später als Chorleiter nach Dresden und gründete die "Schumannsche
Singakademie". Auf einer Konzertreise des Ehepaares 1844 stellte Clara am
russischen Hof die Werke ihres Mannes vor. 1850 folgte er einem Ruf nach
Düsseldorf als Städtischer Musikdirektor. Hier entstand seine 3.Simphonie
Es-Dur, die "Rheinische".
Seine Klavierwerke begannen schon 1828/32 mit den "Papillons" op.2,
setzten sich im "Carnaval", den "Davidsbündlern", den
Phantasiestücken, Kinderszenen ("Träumerei) fort und fanden in den
Symphonischen Etüden" ihren gewaltigen Höhepunkt. Erst mit der Hochzeit
gab Schumann die ihm inzwischen "zu enge" gewordenen Reduktion auf
das Klavier auf und begann mit der Arbeit an seinen ersten Symphonien und
Kammermusikwerken, an die sich ab 1843 die Auseinandersetzung mit Oper und
Oratorium ("Manfred" nach Byron) anschloss. Parallel zu diesem
Vordringen in neue Gattungsbereiche vollzog sich der Wechsel "in eine
ganz neue Art zu komponieren": Schumanns Stil zeichnet sich in den Werken
seit 1844 durch Kompositionstechniken aus, die auf die Musik der Zukunft
vorausweisen und noch im Violinkonzert, das Schumann 1853, ein Jahr vor seiner
Einlieferung in die Heilanstalt komponierte, jeglicher Anflug von Schwäche
negieren.
Schumann ist der musikalische Dichter unter den Komponisten des 19.
Jahrhunderts.<